Warum ist die flächendeckende Gesundheits-Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ein Thema?

Da Kinderkliniken und Kinderabteilungen ca. 80% Akutversorgung betreiben und die Notfallquote deutlich über 50% liegt, sollte zur Sicherung der flächendeckenden Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen die nächste Fachabteilung für die Patienten möglichst nicht weiter als 30 km oder 40 Minuten entfernt sein. Die tatsächliche Situation sieht in vielen ländlichen Regionen bereits heute deutlich anders aus. Wie genau, das verdeutlichen Darstellungen der Entfernung zur nächsten Kinderklinik auf Landkarten, die GKinD uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Hier werden farblich abgestuft die Entfernungen in PKW-Fahrtzeit zur nächsten Kinderklinik/-abteilung in Minuten dargestellt:

Deutschland Nord

Deutschland Mitte

Deutschland Süd

 

Weitere Schließungen von Kinderkliniken und -abteilungen in diesen ländlichen Regionen müssen daher verhindert werden, um die Versorgung, insbesondere auch die Notfallversorgung von Kindern nicht noch weiter zu gefährden.

 

Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr machen nur noch rund 16 % der Gesamtbevölke­rung aus. In Westdeutschland ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen seit dem Jahr 2000 um rund 10 %, in Ostdeutschland sogar um rund 30 % gesunken. Wenn Kinderkrankenhäuser oder kinder- und jugendmedizinische Fachabteilungen internistische, chirurgische, radiologische oder sonstige Leistungen anbieten, stehen sie deshalb in einem wirtschaftlich ungleichen Wettbewerb zu ent­sprechenden Fachabteilungen der Erwachsenenmedizin. Denn während letztere auch Kinder und Ju­gendliche behandeln dürfen, sind erstere auf die Versorgung eines Bruchteils der Bevölkerung mit abnehmender Tendenz beschränkt.

 

Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen können ihre Leistungszahlen aufgrund stagnierender oder rückläufiger Geburtenzahlen auch nicht steigern. Die Krankenhaushäufigkeit bei Patienten von 0 bis 20 Jahre stagniert seit Jahren.


Die besonders hohen Vorhaltekosten werden weiterhin durch die Tatsache beeinflusst, dass in Fachabteilungen für Kinder und Jugendliche ein weit überdurchschnittlich breit gefächertes Leistungsspektrum von in der Regel 400-500 unterschiedlichen DRGs angeboten wird.

 

Außerdem handelt es sich bei Kinderkliniken und –abteilungen naturgemäß um kleinere Einheiten, die damit strukturbedingt erhebliche betriebswirtschaftlich Nachteile haben. Dies gilt auch dann, wenn Angebote für bei Kindern und Jugendlichen selten vorkommende Erkrankungen vorgehalten werden. Allgemein bekannt ist, dass ein Fallpauschalen-System kleine Versorgungseinheiten erheblich benachteiligt, da die relativ (im Verhältnis zur Fallzahl) höheren Vorhaltekosten nicht immer gegenfinanziert werden können. Dies trifft für viele Kinderkliniken und –abteilungen zu.